Im Mittelpunkt des Reformierten Gottesdienstes stehen das gelesene und gepredigte Wort, das Gebet und das Loblied der Gemeinde. Damit folgt dieser auf Huldrych Zwingli (1484-1531) und Johannes Calvin (1509-1564) zurückgehende Gottesdienst einem eigenen Aufbau.
Die geschichtlich entstandenen Unterschiede in der Liturgie entspringen oft unterschiedlichen theologischen Auffassungen der Reformatoren, die heute zwar keine kirchentrennende Bedeutung mehr haben, aber aus der Differenz heraus immer wieder einladen, neu zu fragen.
Beispielsweise das Psalmensingen. In Genf wurde der Psalm meist in voller Länge gelesen und dann von der Gemeinde singend in Reimform angeeignet (Genfer Psalter). Auf das beschließende „Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist“ wurde verzichtet. Martin Luther, der mit dem Stundengebet vertraute Augustinermönch, hielt in der Gebetspraxis hingegen am Wechselgesang und am Gloria Patri fest. Heute wirft dieser Unterschied andere Fragen auf als in der Reformationszeit, aber theologische Fragen von großer Tragweite.
Der reformierte Gottesdienst folgt nicht der lateinischen Messform, sondern der Ordnung des schlichten oberdeutschen Predigtgottesdienstes. Es gibt kein Kyrie, kein Gloria, kein Sanctus, kein Benedictus, kein Agnus Dei. Entsprechend fehlt der Altar, stattdessen steht ein einfacher Tisch aus Holz in der Mitte, der Abendmahlstisch. Beim Abendmahl wird das letzte Mahl, das Jesus mit seinen Jüngern gefeiert hat, vergegenwärtigt. Es ist von der Hoffnung getragen, dass wir einst in Gottes Reich an einem Tisch sitzen werden und soziale Ungerechtigkeiten, Beziehungsstörungen und Leid überwunden sind. Der reformierte Gottesdienst will auf das Hören konzentrieren und mit die Vorstellung irreführenden Bildern aufräumen. Es gibt kaum Schmuck. Allein das Wort Gottes soll den Raum haben.
Keine unserer reformierten Gemeinden feiert genau nach der gleichen Gottesdienstordnung.